Die Joggi AG in Murten FR
Wenn der Betrieb plötzlich geschlossen bleibt, sind Firmeninhaber, die gleichzeitig Führungspersonen sind, besonders gefordert. Der Umgang mit Existenzängsten, Verantwortung für Mitarbeitende und deren Wohl und aktives Krisenmanagement sind meist überfordernd. Liliane Kramer, Inhaberin und Geschäftsführerin der Joggi AG im Schweizerischen Murten FR hat mit 53 Mitarbeitenden den Weg aus der Krisenohnmacht in die aktive Krisengestaltung gefunden.
Liliane Kramer
32’000 Lagerartikel, vom einfachen Werkzeug über Maschinen bis hin zu Arbeitsbekleidung und über 500’000 Artikel im Onlineshop wollen an den Mann und die Frau gebracht werden. Inhaberin und Geschäftsführerin des 1923 gegründeten Eisenwarenbetriebs, oder auf Neudeutsch «Hardwarestores» ist Liliane Kramer. Sie managet 4000m2 Ladenfläche und führt 53 Mitarbeitende, davon 11 Lernende. Als Führungsperson auf ihre Mitarbeitenden einzugehen, hiess in der momentanen Situation, erstmal zuhören und den Puls fühlen. Die Mitarbeitenden waren anfänglich verunsichert und sprachlos.
„Anfänglich herrschte eine grosse Unsicherheit und Ratlosigkeit“
Auch Liliane Kramer plagten anfänglich Existenzängste, doch schaltete Sie auf aktives Krisenmanagement und Krisenkommunikation um. Die Mitarbeiter wurden mittels einer firmeneigenen App über die jeweiligen Veränderungen und Anpassungen informiert. Dies schuf für die Geschäftsführerin auch den Freiraum, sich mit den persönlichen Anliegen der Mitarbeitenden auseinanderzusetzen.
„Gerade in diesen Momenten wollen die Mitarbeitenden wissen, was passiert. Privat betreuten wir unsere Mitarbeitenden auch in Fragen bezüglich Homeschooling, bei Existenzängsten, usw.“
Auf die kleinen und grossen Kunden konnte die Joggi AG dank der „Joggi Box“, eines Briefkastens eingehen und so auch am Morgen eingegangene Onlinebestellungen am Nachmittag schon bereit haben. Auch spontane Ideen der Mitarbeitenden wurden umgesetzt.
„Ich war überrascht, wie schnell man Ideen und Prozesse umsetzen kann. Dass die Mitarbeitenden sich selbst mit einbrachten, hat mich besonders gefreut. So kam es zum Beispiel zu unserem Selbstabholersystem.“
Fast täglich wurden neue Ideen umgesetzt, die koordiniert und aufeinander abgestimmt werden mussten. Die KundInnen zeigten sich solidarisch und interessiert, boten gar Hilfe und Unterstützung an.
Das Projekt „Gewerbehilfe Fribourg“
Dass es auch anderen kleinen und grossen Unternehmen in der Region so ergehen kann und diese auf kundenseitige Unterstützung zählen können, dafür schufen die Jungen Wirtschaftskammern im Kanton Fribourg kurzerhand das Projekt «Gewerbehilfe Fribourg», in welchem Liliane Kramer nebst ihrer Führungaufgabe ebenfalls involviert ist: Unternehmen können online Gutscheine verkaufen. Der Gewerbetreibende erhält das Geld sofort, der Kunde den Gutschein; aktive finanzielle Überbrückungshilfe.
„Wir müssen den Kopf hochhalten und vorwärts schauen. Gleichzeitig müssen wir regionale Geschäfts unterstützen, denn nur so können wir gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.“
Über die Joggi AG: Seit 1923 ist das Familienunternehmen in den Bereichen Werkzeug, Maschinen, Beschläge, Befestigungstechnik, Gartentechnik, Bekleidung und Arbeitsschutz, Betriebseinrichtung, Sanitär und Schliesstechnik in Murten tätig. Seit Jahrzehnten bildet die Joggi AG Lernende in den Bereichen Detailhandel, Administration, Logistik und Mechanik aus.
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